Dissozierte Empfindungsstörungen beim Arteria-spinalis-anterior-Syndrom

 

 

 

Die dissozierten Empfindungsstörungen sind ein Charakteristikum des Arteria-spinalis-anterior-Syndroms. Die A. spinalis anterior bildet sich in Höhe des 2. oder 3. Zervikalsegmentes aus den beiden Rami spinales anteriores der A. vertebralis. Sie zieht mit unterschiedlichem Kaliber im Sulcus ventralis des Rückenmarks kaudalwärts und erhält sporadisch Zuflüsse aus ventralen und medullären Arterien. Über sog. Sulkusarterien versorgt sie die vorderen 2/3 des Rückenmarks mit Vorder- und Seitenhörnern, hinterer Kommissur und Basis des Hinterhorns.

Beim Arteria-spinalis-anterior-Syndrom, welches meist das Brust- und Lendenmark betrifft, sind anfänglich schlaffe, später spastische Paraparesen oder Paraplegien der Beine, dissoziierte Empfindungsstörungen mit Verlust der Temperatur- und Schmerzempfindungen bei erhaltener Berührungsempfindung distal der Läsion und Blasen-Mastdarm-Störungen Leitsymptome. Auf Höhe der Läsion finden sich zusätzlich Zeichen einer Vorderhornschädigung mit Muskelatrophie, Muskelfaszikulieren und Reflexstörungen. Diese sind bei Schädigung auf Höhe des Thorakalmarks klinisch selten klar feststellbar. Die Paraparese bzw. Paraplegic resultiert aus einer Schädigung der Pyramidenbahnen, entsprechend werden positive Pyramidenbahnzeichen (Babinski-Zeichen) beobachtet. Da die Hinterstrangfunktionen beim Arteria-spinalis-anterior-Syndrom erhalten bleiben, wird kein totaler Sensibilitätsausfall unterhalb der Verschlußlokalisation beobachtet.

Bei einer hochgradigen Stenose oder bei einem Verschluss der Arteria spinalis anterior kommt es zu einer Ischämie im Bereich der vorderen 2/3 des Rückenmarks. Ischämien oder Infarkte betreffen cervikal oft den gesamten Querschnitt, lumbal lediglich den vorderen Anteil. Während das Hinterstrangsystem intakt bleibt, ist der Tractus spinothalamicus betroffen, so dass eine selektive Störung der Temperatur- und Schmerzwahrnehmung bei erhaltener Druck- und Berührungssensibilität zur Entwicklung kommt (dissoziierte Sensibilitätsstörung).

Es sei betont, dass die Prognose des Arteria-spinalis-anterior-Syndroms nicht günstig ist, häufig verbleiben auch nach vorübergehender Besserung der Symptomatik inkomplette Querschnittsläsionen.  Die akute ischämische Läsion mit Affektion des Tractus spinothalamicus führt häufig initial zu heftigen radikulären Schmerzen. Neben einer artifiziellen Reizung der Schmerzbahnen sind diese Schmerzen auch auf eine gestörte zentrale Verarbeitung des schmerzleitenden Systems zurückzuführen.

Ursache:
Meist Kompression der Arterie infolge lokaler Enge durch Rückenmarkstumoren, Bandscheibenvorfälle oder bei knöchern engem Spinalkanal, gelegentlich auch durch Prozesse in der Aorta (Dissektion) oder den Vertebralarterien.

Differential-Diagnose:

  • Rückenmarkstumoren
  • Syringomyelie
  • Bandscheibenvorfälle
  • Blutungen im Rückenmarksbereich
  • Rückenmarksentzündungen

 

 
           

 

 

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